Sonntag, 15. Juli 2012

... Seebadromantik Tag 75 (15 Juli 2012)

heute gefahrene Kilometer mit dem Rad 113
gesamt mit dem Rad gefahren 4597 km
Gesamtstrecke bisher: ca. 4928 km 
davon gelaufen 331 km



An Alle, die hier noch weiterlesen.
Wie versprochen folgen hier noch die letzte beiden Tage, welche ich auf dem Fahrrad verbracht habe und somit Teil meiner Tour zum Ende der Welt und auch wieder zurück sein sollen.

In Houlgate, meinem Campingplatz direkt am Meer mit dem entsprechenden Blick aufs Wasser,
erwartet mich am Morgen ein durchwachsener Tag. Ich muss einfach feststellen, dass das milde Klima, welches ich noch 500 Kilometer südlicher oder gar in Spanien erleben durfte, durch die lange
Zeit des doch eher regnerischen Wetters stark beeinfluss ist.
Mittlerweile kann ich Morgens schon nicht mehr im kurzen Hemd starten, sondern muss eine Jacke anziehen, bis die Sonne wenigstens ein paar Grad an Temperatur zugelegt hat.

Haben sich gestern die Schauplätze der alleiirten Invasion im Juni 1944 noch an einandergereiht, so ist heute hier nur noch wenig davon zu sehen. Später mehr hierzu.

Heute scheint der Tag der französischen Seebäderromantik zu werden. Bereits in Houlgate erwischt mich ein bischen vom entsprechenden Flair. Riesige Villen mit Strandblick und das nicht wegzudenkende Casino prägen die kommenden Orte.
Trotz eines heftigen Gewitters, welchem ich nur entkommen kann indem ich schnell in ein überdachtes Bushäuschen flüchte, arbeite ich mich von Seebad zu Seebad.
Die Krönung dieser Perlenkette, welche sich bis kurz vor Le Havre erstreckt, sind die beiden Orte Deauville und Trouville-sur-Mer, welche schon so groß sind, dass sie ineinander übergehen.
Leider kann ich sie nicht richtig beschreiben oder gar verleichen, weil es bei uns in Deutschland einfach etwas Vergleichbares nicht gibt.
Hier am Ort scheinen die bereits erwähnten Villen, Gästehäuser oder Hotels noch mal um einiges nobler zu sein, als in den bereits durchfahrenen Örtchen.
Angefangen von einem riesigen sonntäglichen Markt am Hafen bis zum nicht fehlen dürfenden Casino, Luxusapparmetmentwohnanlagen mit eigenem Bootssteg oder den riesigen Badeanlagen.
Hiermit meine ich die vielzählige Komplexe aus mehreren hunderten kleinen Umkleidekabinen, welche über Kilometer in Strandnähe stehen und welche man sich wohl zum Umziehen und Verschließen seiner Klamotten nutzt.
Am Ende dieser Strandbadkette liegt Honfluer und bildet einen netten und nun eher wieder entspannten Abschluß. Der kleine Binnenhafen mit den eng aneinandergebauten schmalen Häusern ist sehenswert.

Doch nun war Schluss mt Luxus und ich wollte über die Seine, hinüber nach Le Havre. Die Seine ist hier in ihrem Mündungsbereich bereits sehr breit. Leider musste ich feststellen, dass die einzige Brücke während der Sommermonate als reine Autobrücke eingerichtet ist und ich somit hier nicht hinüber konnte. So machte ich mich auf den Weg der Seine ein Stück flussaufwärts zu folgen, um so zur nächsten Überquerungsmöglichkeit zu gelangen. Wie ich jedoch dann mittlerweile feststellen durfte lag diese ca. 25 Kilometer entfernt. Als ich diese hinter mir hatte erging es mir wie bereits zuvor, auch hier kein Weiterkommen für einen armen Radler.
Da fällte ich die Entscheidung Le Havre - Le Havre sein zu lassen und mich ein weiteres mal von Küstenfahren zu verabschieden. Ich fand dann in einigen Kilometern weiter endlich eine kleine Fähre, mit welcher ich die Seine dann überqueren konnte. Jetzt folgten noch einige Kilometer nordwärts bis zu einer kleinen ländlichen Pension, in welcher ich die heutige Nacht verbrachte.
Sollte Morgen alles klappen, so wäre dieses auch meine letzte Nacht auf meiner langen Radtour.

Route von Houlgate nach Vibeuf
Morgendlicher Blick aus dem Zelt aufs Meer
Casino in Houlgate
Da läuft einem ja das Wasser im Munde zusammen
Und das auf hungrigen Magen!

Wer auch Sonntags wie Gott in Frankreich leben möchte, muß eben auch Sonntags auf den Markt
Luxusappartements mit Luxusyachten in Luxusörtchen - da passt ja alles zusammen
Herzige Schlösser der Liebe in Strandnähe - und ganz offiziell
Schmucke kleine Villen in kleinen Badeorten
Und immer wieder Betonfeste Zeugnisse der Geschichte zwischen den Villen am Strand
Honfleur kurz vor Le Havre an der Seine gelegen
Hafenidylle von Honfluer
Das nenn ich mal ein nettes Französisches Rathaus
Haus an Haus im Hafen von Honfleur

Blöde Autobahnbrücke über sie Seine



Die Seine mit Petrochemie im Hintergrund gesehen vom Fähranleger




Im Blickfeld brauner Horntiere


Moderne Baumarchitektur







Blogpause....

Liebe Leser und Leserinnen....

Aufgrund von ständigen technischen Widrigkeiten bei der Befüllung dieser Blogseiten, habe ich das Schreiben und Hochladen der letzten Seiten meiner langen Reise auf Zuhause verschoben...

Ausserdem ist mein orangenes Taxi nach Lüneburg mit meiner Aenne am Steuer gerade angekommen...
Nun darf ich endlich ein paar Tage Urlaub genießen, bevor mich der Alltag wieder hat..

Wer möchte liest also gerne in der nächsten Woche noch ein paar Zeilen....

Bis dahin alles Gute von Eike

Samstag, 14. Juli 2012

Tag der Geschichte Teil 2 Tag 74 (14.07.2012)


heute gefahrene Kilometer mit dem Rad 112
gesamt mit dem Rad gefahren 4484 km
Gesamtstrecke bisher: ca. 4815 km 
davon gelaufen 331 km



Gestern kurz vor Mitternacht wäre eigentlich noch ein Feuerwerk im Hafen von Grandchamp zu sehen gewesen, doch wegen des anhaltenden Regens und weil ich eh schon am Frieren war, habe ich es mir nur angehört. Auch war es tatsächlich nicht zu meinen Ehren, sondern einfach um damit in den Nationalfeiertag Frankreichs hineinzufeiern.
Auch die extrem lauten Feieraktivitäten einiger Anwohner konnten meinen Schlaf nur kurzfristig stören, sodaß ich heute Morgen recht ausgeruht erwache und eigentlich in den Tag starten will.
Leider macht mir der extreme Seewind einen Strich durch die Rechnung.
Der schiebt nämlich im Fünfminutenabstand Regenschauer über mich hinweg.
Nach einer Stunde lässt es langsam nach und ich packe schnell das nasse Zelt ein und breche auf.
Zu meinem Glück bleibt es erst mal trocken und ich kann die ersten Kilometer unbeschadet zurücklegen.
Trocken erreiche ich mein erstes Ziel: Pointe de Hoc, eine der größten Abwehrstellungen der Deutschen um die Küste zu sichern.

Gleich weiter geht es dann zum wenige Kilometer entfernten Omaha Beach. Hier ist einer der Strandbereiche zwischen der ansonst eher mit Steilküste versehenen Normandie, an welcher amerikanische Truppen am D-Day, dem 06. Juni 1944, angelandet sind. Da um diesen geographischen Bereich bei der Rückeroberung der französischen Gebiete wohl die meisten amerikanischen Soldaten gefallen sind, ist es auch nicht weit bis zum Amerikanischen Militärfriedhof.
Den besuche ich als nächstes. Als ich die dortige Ausstellungshalle besuchen will komme ich mir plötzlich vor wie bei der Einreise in die USA.
Wie bei einer Flughafenkontrolle müssen alle metallischen Gegenstände in eine Schale gelegt und die Jacke muss ausgezogen werden. Was die da gesucht haben ist mir unklar. Mein Leatherman war zumindest kein Grund für eine Beanstandung.

Auf dem eigentlichen Friedhof stehen fast 10.000 Kreuze und einige jüdische Sterne. Eben so, wie man es aus vielen amerikanischen Spielfilmen kennt.

Weiter führt mich mein Weg vorbei an Arromanches, wo noch immer riesige Betonquader im Meer liegen, um damals das Vordringen von Booten an die Küste zu verhindern.
Vor am Goldbeach gelange ich nach Courseulles, unweit von Junobeach, Landungsstrand Kanadischer Truppen.
Hier im Ort findet man das entsprechende Museum der Geschehnisse aus kanadischer Sicht.

Eigentlich wollte ich noch einen Blick auf den englischen Militärfriedhof werfen, doch die bescheidenen Engländer waren auch mit der Ausschilderung so zurückhaltend,  dass ich kurzerand dran vorbeigefahren bin.

Das ist jedoch nicht schlimm. Kurze Zeit später komme ich nach Benouville. Dieser Ort, am Mündungsbereich der l'Orne gelegen, besitzt eine außergewöhnliche Hebebrücke, welche ebenfalls nach der Landung der Alliierten schwer umkämpft war. Britische Fallschirmspringer eroberten hier die Pegasusbrücke
und stellten so einen weiteren Zugang ins Hinterland für die Befreiung Frankreichs sicher.
Im nahe gelegenen Museum wurde extra eine etwas kleinere Nachbildung dieser Brücke errichtet um wohl Besuchern das entsprechende Gefühl beim Überqueren vermitteln zu können.

Ich kann jedoch nur einen kurzen Blick von Außen auf das Gelände werfen, da es schon später ist.

Ich erreiche gegen 19:00 Uhr Cabourg um hier für heute Stop zu machen. Leider muss ich dabei feststellen, dass alle drei Campingplätze nur für Minihausnutzer gedacht sind und muss noch ein paar Kilometer weiter fahren.
Im Nachhinein gar nicht so schlimm. Ich finde einen Campingplatz in Strandnähe und bekomme sogar einen Platz auf einer Gerader mit Sehblick zugewiesen.
So kann ich beim Abendessen die Sonne im Meer untergehen sehen.

Morgendlicher Blick über den Fischerhafen von Grandcamp
Jetzt hoffe ich nur noch, dass sich das Wetter hält und ich auch Morgen wieder etwas mehr Sonnenschein abbekomme. Die Nacht ist seit langem mal wieder sternenklar und kühl. Doch das hat ja hier an der Küste nichts zu sagen.

Denkmal der Amerikaner auf Deutschem Flagbunker
Amerikanischer Militärfriedhof

Kreuz an Kreuz...

Landungsboote und Geschütze
Juno Beach Landeplatz der Canadischen Aliierten Truppen

Wasserturm, schon wieder

Landungsplatz der Amerikanischen Truppen am D-Day

Betonsperren gegen eine Invasion am Strand von Arromanches

Landungsbrücke
Pointe le Hoc- Blick auf Flagstellungen und Bombenkrater

Omaha Beach

Pegasus Brücke bei Benouville


Pegasusbrücke

Freitag, 13. Juli 2012

Tag der Geschichte, Teil 1 - Tag 73 (13.07.2012)


heute gefahrene Kilometer mit dem Rad 127
gesamt mit dem Rad gefahren 4372 km
Gesamtstrecke bisher: ca. 4703 km 
davon gelaufen 331 km

Etappe von Bas Courtils bis Grandcamp Maisy 


Heute erwache ich nach langem mal wieder ausgeschlafen und ohne Verspannungen. Ein ordentliches Bett ist eben doch etwas anderes als Isomatte und Schlafsack. Und dann gibt es auch noch ein richtiges Frühstück zu einer dafür üblichen Zeit. Ich lasse mir das Baguettebrot mit diversen Marmeladen, Honig und Nutella schmecken. Dazu eine leckere Tasse heissen! Tee.
Heute muss ein besonderer Tag sein.

Happy Birthday

So gestärkt beginne ich diesen geschichtsträchtigen Tag und radle in leichtem Sonnenschein Richtung Osten.
Im ersten großen Ort, Avranches, begegnet mir bereits der Name Patton. Dieser Typ, nach welchem hier tatsächlich unter anderem ein Hotel und eine Bäckerei benannt sind, scheint sich hier um die Gegend in welcher ich mich ab sofort bewege, verdient gemacht zu haben.
Anders als erwartet sehe ich erst kurz vor meinen heutigen Campingplatz wieder etwas von seinen Kameraden und Taten.

Bis dorthin bedeutet es für mich wieder ein Tag mit über 100 Kilometer fröhliches Hügelreiten. Dabei geht es meist vor dem Ort hinunter zu einem Fluß bzw. der nötigen Brücke um dann in den Ort und dann heraus wieder kräftig bergaufzugehen. Immer wieder durchquere ich kleine nette Örtchen mit schnuckeligen kleinen Kirchen. ST-LO ist dabei die einzige richtig große Stadt, durch welche ich komme.

In La Cambe, kurz vor der Küste, dann die nächste geschichtliche Begegnung, wenn auch weniger erfreulich. Als ich vor über zwanzig Jahren hier war, existierte nur der deutsche Soldatenfriedhof, welchen ich noch mal besuche. Heute gibt es zusätzlich einen Friedenspark. Eine riesige Anpflanzung von Bäumen auf zwei Hügeln und einer ewig langen Straße entlang mit kleinen Gedenktafeln.

Nach wie vor entsteht ein beklemmendes Gefühl beim Überblicken der vielen Gräber bekannter, aber fast noch mehr unbekannter Soldaten, welche hier beigesetzt wurden.

Morgen werde ich mich weiter an der Küste des D-Days in Richtung Osten bewegen und mal sehen, was ich dort noch alles entdecken kann.
Morgen, am 2. Tag der Geschichte.
Avranches - Patton was here

Blick über den Deutschen Soldatenfriedhof in La Combe

Der Friedenspark von La Combe

Einer der von vielen solcher Stätten hier an der Küste

Fischerhafen von Grand Camp

Friedhof aus der Schneckenperspektive

Gedenktafel aneinem der Bäume im neuen Friedenspark

Meine gestrige Nachtstätte-so windschief hatte ich sie garnicht empfunden

Noch mal ein Blick auf Le Mont saint Michel aus einer anderen Perspektive

Ob er wohl ein Anverwandter war?
Noch ein Regionswechsel, diesmal mit klarer Genussansage



Donnerstag, 12. Juli 2012

Auf zum Berg... Tag 72 (12.07.2012)


heute gefahrene Kilometer mit dem Rad 83
Rennes bis Bas Courtils
gesamt mit dem Rad gefahren 4245 km
Gesamtstrecke bisher: ca. 4576 km 
davon gelaufen 331 km



Heute ist mein Ziel klar. Ohne große Zwischenhalte möchte ich an der Küste ankommen. Fast keiner der Orte, durch welche ich komme, rechtfertigt einen Stop.
Bis auf Combourg. Ausgestattet mit einer sehenswerten Burganlage und an einem See gelegen, macht der Ort schon was her.

Ich mache aber einen Halt beim großen Supermarkt um etwas zum Essen einzukaufen und um mich etwas aufzuwärmen. Heute ist es so bewölkt, dass es die Sonne einfach nicht schafft durchzudringen.
Leider hat es angefangen zu nieseln, als ich den Markt verlasse. Ich warte eine Weile und frühstücke ein wenig nebenher in der Hoffnung, dass es aufhört.
Da daraus aber nichts wird, entschliesse ich mich doch zum Aufbruch.
Die nächsten 25 Kilometer hört es immer mal wieder auf, fängt aber auch immer wieder an zu tröpfeln. Da muss ich eben erst mal durch.

Mont San Michel ganz weit weg am Horizont
Mont San Michel rückt immer näher
und noch näher
Schon aus der Ferne ist die Silhouette meines Zieles erkennbar. Leider nur als Schemen, da der Nieselregen jede Farben und Plastizität schluckt.
Irgendwann dann muss ich mein Fahrrad parken und zu Fuß weiter in Richtung le Mont-St-Michel. Majestätisch umwickelt die kleine Stadt den Berg vor der Küste.
Leider finden das auch viele andere so, sodaß ein rechter Pilgerstrom zu Fuß oder mit speziellen Bussen Richtung Berg entsteht.
Als ich vor ca. 20 Jahren hier war, war alles viel gemütlicher. Ich betrete die Stadt und bin doch letztendlich schneller wieder draussen. So ein Gedrängel und Geschiebe bereits am Fuß des Örtchens.
Wie sieht das erst aus, wenn die Sonne scheint?

Apropos Sonne, als ich mich auf den Rückweg mache wird aus dem Nieseln Regen. Mir bleibt vorerst nichts anderes, als mich eine Zeitlang in einem Supermarkt rumzudrücken und bei einer Tasse Tee auf das Ende des Regens zu warten.
Als es dann etwas nachlässt versuche ich es noch mal. Nach sieben Kilometern bei konstantem Nieselregen und wegen der fortgeschrittenen Zeit entscheide ich mich für ein Zimmer in einer Pension.
Nachdem auch drei Stunden später der Regen immer noch nicht aufgehört hat begrüsse ich meine Entscheidung.

Endlich wieder ein richtiges Bett und die Chance die nassen Sachen zu trocknen.

Combourg-schmuckes Örtchen mit netter Burg 
Gleich hab ich es geschafft

Menschenmassen strömen durch den Ort