heute gefahrene Kilometer 62
gesamt mit dem Rad gefahren 3208 km
Gesamtstrecke bisher: ca. 3539 km
davon gelaufen 331 km
Auch wenn ich diese Nacht
wieder viel Zeit auf der Toilette verbracht habe, starte ich heute guten Mutes
in den Tag.
Das nächste Etappenziel liegt
in greifbarer Nähe und ich habe mir vorgenommen heute Santiago zu erreichen.
Doch vor die Erfüllung meiner
Ziele, hat die Natur auch heute wieder einen Hügel hinter den anderen gesetzt.
Morgens mal wieder diesig und unangenehm kühl |
Der Countdown beginnt |
Diese wollen auch bewältigt
werden und so klettere ich auf der einen Seite hinauf um an der anderen wieder
das mühsam Erarbeitete wieder hinabzurollen. Und dann beginnt das Spielchen von
vorne.
Auch wenn die Steigungen
moderat sind, so habe ich das Fahren heute so anstrengend wie noch nie während
der letzten sieben Wochen empfunden.
Und Santiago rückt immer näher |
Bis vor die Tore von Santiago
geht es nur langsam voran. Mit diesem Gefühl im Bauch kommt auch nur ein
kleines Hochgefühl beim Anblick der Kathedrale auf, als ich sie in 5 Kilometer
Entfernung bereits über die Dächer der Stadt hinausragen sehe.
Die restliche Distanz wird
nun nicht nur von mühsamem Treten, sondern auch noch von unzähligen pilgernden
Jugendgruppen und Schulklassen bestimmt. Eine ganze Horde Pilger scheint sich
auf Santiago zuzuwälzen.
Doch dann ist endlich die
Stadtgrenze von Santiago erreicht, und es wird klar, dass das nun vor mir liegt
rein gar nichts mit der verklärten Perspektive zu tun hat, welche mancher sich
vom Ziel des Camino wohl gemacht hat. So haben es vielleicht gerade noch die
Pilger im Mittelalter erlebt. Vor mir liegt eine riesige Stadt.
Mit großem Bahnhof, einem
quirligen Busbahnhof und sogar einem internationalen Flughafen.
Über breite Straßen und
hindurch durch aufgeregten Autoverkehr suche ich meinen Weg zum Zentrum und zur
großen Kathedrale.
Diese, ebenfalls gewaltig
liegt an einem riesigen Platz, auf welchem es nur so wuselt. Es herrscht eine
angespannt und doch erleichternde Stimmung.
Ständig strömen neue Massen
an Pilgern vor die Kathedrale und man meint ein kolossales Aufatmen zu
vernehmen
Santiago in der Ferne mit noch winziger Kathedrahle |
ENDLICH GESCHAFFT - ENDLICH
IST EIN ENDE DER STRAPAZEN, SCHMERZEN UND DER LANGEN REISE NAHE.....
Endlich am Ziel, aber noch lange nicht am Weltenende! |
Ich parke mein Rad und gehe
in die Kathedrale, wo gerade der tägliche Gottesdienst für die Pilger abgehalten
wird.
Doch leider ist auch hier so
gar nichts von der Besinnlichkeit zu verspüren, welche man an diesem Ort
erwarten müßte.
Doch wie auch, wenn ständig
neue Pilger hereinströmen und sich im Gebäude verteilen.
Wie andere da noch ihre
Sünden in den bereitstehenden Beichtstühlen, besetzt mit wartenden Priestern,
beichten können ist mir ein Rätsel.
Ich fliehe nach draussen und
verschiebe meinen Besuch auf einen ruhigeren Moment.
Nachdem ich noch eine Weile
das Treiben auf dem großen Platz beobachtet habe, mache ich mich auf die Suche
nach dem Pilgerbüro.
Dort gibt es die ersehnte
Compostela. Das Zertifikat, welches einem bescheinigt als Pilger die nötigen
Anforderungen erfüllt zu haben. (mindestens die letzten einhundert Kilometer
gelaufen oder die letzten zweihundert Kilometer geritten oder geradelt)
Mittlerweile gehört es zum
guten Ton in Spanien und wird in Bewerbungsunterlagen immer wieder gerne
gesehen. Die Pilgerurkunde.
Nach einer kleinen Mahlzeit
und nachdem nun schon Busse auf dem großen Platz vor der Kathedrale auffahren
entscheide ich mich am späten Nachmittag, doch noch ein Stückchen weiter zu
fahren.
Schließlich bin ich ja noch
nicht an meinem Ziel angelangt.
Nach weiteren 20 Kilometern
erreiche ich Negreira, wo ich heute Nacht nochmal in einer Herberge Rast mache.
Die Zahl der Pilger, welche mir unterwegs begegnen hat nun kräftig abgenommen.
Für die meisten ist in
Santiago Schluß.
Haupteingang der Kathedrahle |
Pilgermassen auf dem Platz vor der Kathedrahle |
Santiago und wir haben beide durchgehalten! |