Sonntag, 24. Juni 2012

Tag der Entscheidung... Tag 54 (24.06.2012)


Heute gelaufene Kilometer 7, 
heute geradelte Kilometer 59,
gesamt gelaufen 331 km 
gesamt geradelt 2845 km
Gesamtstrecke bisher: ca. 3176 km  



Diesen Sonntag Morgen beginne ich entspannt und bin mit einer der letzten, welche die Herberge verlassen. Wieder ein mal mehr humpeln als gehen. Heute jedoch macht es mir ein bisschen weniger aus als die Tage zuvor.
Ich habe den gestrigen Tag und die weite und öde Meseta zum Nachdenken genutzt.
Da sich der Zustand meiner blasengequälten Füße einfach nicht zu bessern scheint, sondern eher die Gefahr besteht, dass es zu gravierenden Entzündungen kommt, musste eine Entscheidung her.
In meinem derzeitigen Tempo, würde ich Santiago erst sehr viel später erreichen und die Chance gar noch Finisterre zu erreichen eher unwahrscheinlich werden.

Ich hatte also die Möglichkeit meine Reise abzubrechen oder zu beschleunigen.
Wie oft auf diesem Camino kommen einem seltsame Winke zur Hilfe.
Da natürlich eine Fortführung derzeit ohne eigenes Zutun nicht in Frage kam, lag das Zurücklegen der restlichen Strecke
mit einem Fahrrad nahe. Doch meines steht über 300 Kilometer entfernt in St-Jean-Pied, auf der anderen Seite der Pyrenäen.
Wo bekomme ich ein gleichwertiges her?

Als ich jedoch am gestrigen Morgen so in Ort komme um die dortige Kirche abzulichten, stosse ich auf eine Pilgern mit einem klaprigen Hollandrad. In diesem Moment verfestigte sich mein Entschluß.
So verbrachte ich bereits gestern die Zeit beim Passieren der kleinen Orte am Wegesrand die Zeit damit die Bewohner nach einem käuflichen gebrauchten Rad zu fragen. Leider immer vergeblich.

Bis ich heute Morgen nach weiterem langen Fragen in Fromista bei einem kleinen Lädchen , wo hauptsächlich Andenken verkauft werden, fündig wurde.
Der Besitzer fuhr extra noch los und brachte mir nach einer quälenden Wartezeit ein älteres Mountainbike.
Es war zwar kein Rad, mit welchem ich sonst liebäugeln würde, doch es sieht wie ein Rad aus und fährt sich auch so.
Schnell wurden wir uns über den Kaufpreis einig. Da es in diesem kleinen Laden auch noch ein paar Zubehörteile gab erwarb ich noch einen Gepäckträger, ein Schloß, ein Flickzeug und ein starkes Gummiband mit Haken.
Der Ladenbesitzer überließ mir noch einen alten Karton in welchen ich schon mal die schwereren Teile meiner Ausrüstung packen konnte. Gepäckträger mit Hilfe von Freund Ledermann angebaut, Karton festgezurrt, Rucksack auf und los ging es.
Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen was das für ein tolles Gefühl war.

Die Kilometer, welche ich vorher mühsam gehumpelt bin fliegen nun so dahin.

Auch wenn bei bis zu 40 Grad in der Sonne eine Kühlung durch den Fahrtwind nicht mehr zu erwarten ist, so reicht alleine schon das Weg schneller gemeistert werden kann.

Die Meseta mit ihren hohen Temperaturen ist nun echt zu spüren. Die heiße Luft ist wie zum Schneiden.
Die absulote Steigerung ist ein Strecke von
ca. 16 Kilometer durch eine Gegend ohne größere Bäume, Wasser oder irgend etwas bewohntem. Fast wie eine kleine Wüste.
Ich bedauere schon die Pilger zu Fuß, welche bestimmt drei schweisstreibene Stunden brauchen, während ich vielleicht bei den knapp 40 Grad mal eine Stunde.

Den Rest der heutigen Strecke schneide ich mich durch die Hitze bis nach Sahagún.
Neue Perspektiven

Anfang der dürren und heißen Strecke

Das nächste Dorf: Wie im Western

Der Camino aus meiner neuen Sicht

Mein neuer Begleiter

Staustufen des Kanal de Castilla



1 Kommentar: